Zuerst dachte ich, dass es sich eventuell tatsächlich um Carrera GO Produkte handeln könnte die für einen Discounter oder Spielwarenkette unter einem anderen Label verkauft würden (ähnlich wie in Europa die "Carrera Racing Sets" die identisch mit Carrera GO sind und auch von Carrera hergestellt werden). Auf Anfrage teilte Carrera aber dann mit, dass es sich nicht um ein Produkt von ihnen handeln würde.

Eine andere Vermutung war, dass es sich um einen der unzähligen Artin Klone und Nachbauten aus China handelt, nur halt äußerlich mit einem Kartondesign ähnlich dem von Carrera GO. Artinklone gibt es unzählige die aber alle für Carrera GO Nutzer relativ uninteressant sind da weder die Schienen noch die Fahrzeuge zur Carrera GO kompatibel sind. Allerdings zeigten die ersten detaillierteren Bilder des Inhalts dann, dass es sich bei den Fahrzeugen nicht um die üblichen Artin Autos handeln kann und auch der Rest war Carrera GO so ähnlich, dass es kein Artin Klon mehr sein konnte.

Der Schluss lag also nahe, dass es sich um Produktpiraterie handelt und jemand versucht Carrera GO zu kopieren. Nach einigen Recherchen im Internet konnte man dann die WINGO Slotcar Produkte auf der Internetseite der chinesischen Firma Winyea finden (winyea.com). Winyae wiederum ist auch irgendwie mit "WinGod" verbändelt, denn auch diese Produkte sind dort zu finden. WinGod stellt schon länger Produkte für den R/C Markt her (unter anderem auch im Maßstab 1:43 welche von der Karosserie den Slotcarprodukten von WINGO auch ziemlich ähnlich sehen).

Auf der Spielwarenmesse 2007 in Nürnberg waren auf einem R/C Stand mit WinGod Fahrzeugen dann auch einige dieser WINGO Bahnen zu sehen und nach einigen Verhandlungen verkaufte der Standbetreiber dann auch einige Exemplare. Zusätzlich fand eine dieser Bahnen vor kurzem den Weg über eBay Deutschland zu mir so dass ihr hier nun einen ausführlichen Überblick über die technischen Fakten und den Inhalt der WINGO Slotcar Sets lesen könnt.

Auffällig ist zunächst einmal die Verpackung denn diese ähnelt in ihrem Design und der Aufmachung sehr den Carrera GO Verpackungen, insbesondere denen der Sets aus den USA des Jahres 2004/2005. Hier ein Vergleichsfoto des WINGO Sets "Urban Rivals" links und des original Carrera GO Sets "Urban Rivals" rechts:

Eigentlich gut gelöst ist das Innenleben, denn hier finden sich alle Teile gut sortiert, sicher verpackt und gut wieder zurück verpackbar in einer Styroporverpackung. Was zunächst besser gelöst scheint als die Pappverpackung der Carrera GO Bahnen entpuppt sich aber nachher als sehr hartnäckiges Ärgernis, denn der Styropor ist sehr krümelig und die Millionen von abgelösten kleinen Styroporkügelchen aus allen Zimmerecken wieder zu entfernen habe ich bis heute nicht geschafft.

• Gerade 342mm
• Gerade 114mm
• Gerade 100mm
• Kurve 90° (selber Radius wie Carrera GO)
• Steilkurve 180° (4 x 45°)
• Looping (8-teilig)
• Fly-Over (4-teilig)
• Engstelle 228mm
• Rundenzähler 114mm

Auch Kleinteile wie Stützen oder Leitplanken sehen den original Carrera GO Teilen sehr ähnlich.

Zwar sind die Handregler auch relativ ähnlich allerdings sind diese im Design teilweise breiter und größer. Natürlich verfügen sie auch über den von Carrera GO bekannten Turbo Knopf um von 70% auf 100% zu beschleunigen.

(Scalextric unten, WINGO oben)

Der größte Unterschied zwischen Carrera GO und WINGO Schienen ist das Verbindungssystem bzw. die Plastik Verbindungszapfen der Schienen. Während Carrera GO zwei gleich große glatte Plastiknasen hat sind die Verbindungszapfen von WINGO unterschiedlich breit und verfügen zudem über ein Klippsystem welches die Schienen zusammenhält. Zunächst mag dies auch als eine sehr gute Lösung erscheinen denn das Zusammenstecken geht einfach und wenn die Nasen dann eingerastet sind kann so schnell keine noch so große Spannung die Schienen trennen. Auch entfällt das von der Carrera GO gewöhnte und sehr umständliche Verbinden mit Plastikklipps. ABER: Das Auseinanderbauen der Schienen gestaltet sich dafür umso komplizierter denn um den Klippmechanismus zu entriegeln muss man den kleinen Plastiksteg an der Nase eindrücken. Dies ist erstens sehr friemelig und gestaltet sich bei einer aufgebauten Bahn umso schwieriger da dies blind unter der Schiene geschehen muss. Dieses System hat somit Vorteile aber auch deutliche Nachteile.

Auch bezüglich des Stecksystems mit Klippsystem besteht wieder eine auffällige Ähnlichkeit mit dem Verbindungssystem des Scalextric Sport Systems welches zwar auf Grund des Maßstabes etwas größere Verbindungszapfen hat, aber vom Design und der Funktionsweise des Klippsystems absolut identisch ist.

Nun bleibt noch das Material der Schienen anzusprechen. Farbe und Oberflächenstruktur  sind gleich zur Carrera GO, allerdings ist das verwendete Plastik der WINGO Schienen wesentlich weicher als das harte Plastik der Carrera GO Schienen. Auch hier weisen die Schienen die selbe "Weichheit" und Flexibilität auf wie Scalextric Sport Schienen.

Letztlich bleiben dann noch die technischen Daten des Trafos und hier fand sich erstaunliches: So werden die WINGO Bahnen (sowohl in Europa als auch in USA) mit 19 Volt Trafos ausgeliefert. Zum Vergleich: Carrera GO hat nur 14,8 Volt!

Ob und wie sich dies auf die Fahrbarkeit und Geschwindigkeit der Fahrzeuge auswirkt ist auf der nächsten Seite nachzulesen.

Etwas belustigend: Ich weiß nicht wie in China die Steckdosen aussehen, aber zumindest in Deutschland sind heute aus Sicherheitsgründen alle Steckdosen versenkt. Die Trafos sind allerdings so gebaut, dass sie in versenkte Steckdosen nicht hineinpassen und somit ohne (gefährliche!) Modifikationen eigentlich nirgends verwendet werden können; da hat wohl jemand nicht mitgedacht!

Links oben WINGO USA, links unten WINGO Europa, rechts Carrera GO: